|
Die Baumaterialien kauft Michael übers Internet: Stahlkanten, ABS-Seitenwangen, Laufbelag, Gewindeeinsätze, Glasfasergewebe – aber nicht irgendeins, sondern
ein torsionssteifes mit längs, quer und diagonal verlaufenden Fäden – Epoxidharz und Härter. Den Holzkern könnten sie auch kaufen, wollen sie aber selber bauen, und zwar aus Resthölzern verschiedener alter Projekte.
Welche Schätze man dafür in Keller und Garage nicht alle findet: Buche vom Küchentisch, Lärchendielen vom Fußboden, Fichte vom Regalbau, Ahorn vom Schneidebrett, Bangkirai von der Terrasse und Western Red Cedar vom
Kanubau. Daraus, entscheidet Katharina, verleimen sie den Holzkern, weil das Snowboard dann ein richtig edles vielfarbiges Holzdesign bekommt. Michael ist ganz ihrer Meinung, wenn auch aus anderen Gründen. Er mag es –
alte Schule – immer, wenn keine Reste übrig bleiben, sei‘s beim Mittagessen oder eben beim Schreinern. Aus all den schönen Brettern werden 1 cm starke Leisten gesägt. Dabei,
aber auch nur dabei, lässt Katharina Michael den Vortritt. Denn der Zuschnitt geschieht an der Tischkreissäge, und Katharina erinnert sich nur zu gut an den Schreiner ihres Vertrauens, bei dem sie nach einem Platz für
das Betriebspraktikum nachgefragt (und auch bekommen) hatte, der hatte an seiner linken Hand nur noch vier ganze Finger – Kreissäge. An die Kreissäge darf also Michael, dann übernimmt Katharina. Mit anderen Werkzeugen
gibt’s ja noch genug zu tun. Die Schraubzwingen braucht sie zum Verleimen der Holzleisten. Dann kommen Hobel, Oberfräse auf dem Fräserschlitten und Schwingschleifer zum Einsatz, um den Kern auf die gewünschte Stärke
runterzuarbeiten. Mit Bohrschrauber und Forstnerbohrer werden die Bohrungen für die Gewindeeinsätze zu den Bindungen gesetzt. Die Stichsäge braucht Katharina für eine Sperrholzform des Boards, entlang der sie zunächst
die Lauffläche ausschneidet und um die sie dann die Stahlkante biegt. Dann wird mit Epoxidharz geklebt. Also für Ober- und Unterseite jeweils einen halben Liter Harz und Härter anrühren und dann die beiden Lagen
Glasfasergewebe und die Lauffläche kleben. Nach dem Aushärten des Harzes wieder Stichsäge, Oberfräse und Schwingschleifer, denn die über die Lauffläche hinausstehenden Ränder wollen sauber entfernt werden. Schließlich
noch die Stahlkanten schärfen und die Lauffläche wachsen – das Snowboard ist fertig. In der Zusammenfassung mag sich das recht kompliziert anhören, aber unten in der Werkstatt und mit dem großen Ziel vor Augen kriegt
man das hin. |