Einmal nach Asturien bitte!

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Montag spätnachmittags. Wenn Mechthild und Michael jetzt in Rheinbach wären, würden sie mit ihren Fahrrad-Kumpels – schöne Grüße an Euch – zur Feierabendrunde in die Eifel aufbrechen. Aber Mechthild und Michael sind nicht in Rheinbach, sie sind für ein gutes halbes Jahr in Oviedo in Nordspanien.

Ja wie, Nordspanien? Tja, es ist so, dass Michael einen sehr netten Arbeitgeber hat – seine FH in Rheinbach – die ihre Dekane als Dank und zum Ausgleich dafür, dass sie sich vier Jahre lang fast nur um die Probleme Anderer gekümmert haben, in ein Forschungsfreisemester entlässt, in dem sie sich ein halbes Jahr lang nur mit eigen Sachen beschäftigen dürfen.

Ein halbes Jahr, was man da alles machen kann. Zumal die Kinder ja aus dem Gröbsten raus sind. Mechthild und Michael schmieden Pläne und überlegen hin und her, denn die Wunschliste ist lang. Am wichtigsten ist es natürlich, eine Uni mit einem Maschinenbau-Fachbereich zu finden, an dem Michael mit Englisch parat kommt, und die Michael überhaupt erstmal gerne aufnimmt. Dann kommt die Liste der Sonderwünsche: Irgendwohin, wo es schön ist, soll es gehen. Am besten in eine nette größere Stadt mit entspanntem Wohnungsmarkt, in landschaftlich schöner Umgebung, in der man gerne Fahrrad fährt und wandert, und in ein Land, von dessen Sprache – so die nicht gerade Englisch oder Französisch ist – man ein bisschen was erlernen kann. Und wo wir gerade Wünsch-Dir-was spielen, eine leckere landestypische Küche wäre den beiden auch ganz recht. Aber so viel Gutes auf einmal, gibt’s das nicht nur im Märchen? Nee, das gibt es auch in echt, und zwar in Gijón in der nordspanischen Region Asturien. Michaels Kollege José Manuel an der dortigen Escuela Politécnica de Ingeniería freut sich, Michael für ein Semester in seiner Arbeitsgruppe zu haben, und weil sein Fachbereich einen englischsprachigen Maschinenbaustudiengang anbietet, kann Michael dort auch die ein oder andere Vorlesung halten, was er ja immer sehr gerne macht.

Und wie steht’s um die vielen Sonderwünsche? Nun, Gijón liegt nett am Meer – der Biskaya – das Kantabrische Gebirge beginnt gleich im Hinterland, eine Wohnung finden Mechthild und Michael recht unproblematisch in Gijóns Nachbarstadt Oviedo, und die Spezialitäten der asturischen Küche sind laut Reiseführer kräftige bodenständige Gerichte und ganz viel Fisch. Bingo.

So ist jetzt ein halbes Jahr Asturien angesagt: Cordilleras Cantabricas statt Eifel, Biskaya statt Freibad, Rotwein statt Kölsch, Spanisch statt Deutsch. Mechthild freut sich schon sehr auf Steinbutt, Seeteufel und Seehecht, sowie die klassischen Anstiege der Vuelta – für nicht Fahrrad-Nerds: quasi die Tour de France von Spanien, zumal der Alto de Angliru, der bekannteste, aber leider auch steilste und schlimmste dieser Anstiege, gerade mal 20 km Luftlinie von Oviedo entfernt liegt. Auch Michael freut sich schon sehr aufs Radfahren im Kantabrischen Gebirge, wenn auch mehr auf die moderateren Pässe, und er freut sich auf seine neuen Kollegen an der Escuela Politécnica, auf Réal Oviedo gegen Sporting Gijón – das große Derby der Segunda División – und die Rotweine aus Kastilien und der Rioja.

Nur das mit der Sprache ist so eine Sache, die erlernt man leider nicht im Handumdrehen. Wie gut, dass sich mit Elena und Paola – auch Euch beiden herzliche Grüße – zwei richtig gute Spanischlehrerinnen engagieren lassen, die auch vor Schülern nicht zurückschrecken, deren Lernfenster, wie soll man sagen, schon mal offener gewesen waren. So lernen Mechthild und Michael kräftig Spanisch und können tatsächlich mit bestandenem A1-Sprachniveau nach Asturien aufbrechen. Was man allerdings nicht mit 1A-Sprachkenntnissen verwechseln darf, denn dieses A1 steht leider nur für das niedrigste Niveau im sogenannten gemeinsamen europäischen Referenzrahmen. Aber immerhin, besser als nix, und überhaupt lässt sich das ja ausbauen, sogar auf unterhaltsame Art und Weise. Gleich in der ersten Woche gehen Mechthild und Michael ins Kino. Eine von Michaels wie er findet praktischeren Ideen war das, denn bei deutschen Filmen verliert er immer sehr gerne den Überblick über das filmische Geschehen, was ihm bei spanischen Filmen nicht so peinlich sein muss. Und außerdem: Vielleicht lernt man dabei ja tatsächlich ein bisschen Spanisch, wer weiß. „Que la fiesta continúe“ heißt übrigens der Film, bei dem wir mangels Verständnis nicht wissen, ob wir ihn weiterempfehlen sollen. Der Kinobesuch an sich war aber sehr empfehlenswert, weil durch und durch witzig.

Erste Eindrücke aus Oviedo gibt’s natürlich auch schon. Eine schöne Stadt ist Oviedo, mit alten stattlichen Gebäuden im Zentrum, dazu mit gut 200.000 Einwohnern eine richtige Großstadt, sowie die Hauptstadt des Bundeslandes Asturien. Mechthild und Michael wohnen am Plaza de Riego mitten im Stadtzentrum. Zur gotischen Kathedrale sind es 5 Minuten zu Fuß, in Gegenrichtung zu den Markthallen mit Obst-, Fisch- und Käseverkäufern sowie Metzgereien und Bäckerei ebenfalls nur 5 Minuten. Die ersten Radtouren führen Mechthild und Michael durch die näheren Umgebung Oviedos und sind schon sehr vielversprechend, weil voller giftiger Anstiege. Zweimal mussten sie schon bergab (!) schieben, weil es um sicher bremsen zu können einfach zu steil war. Und wenn die nähere Umgebung eines Tages fahrradtechnisch abgegrast ist, liegt mit dem Kantabrischen Gebirge ein veritables Hochgebirge mit Pässen jenseits der 1.500 m in Tagestour-Reichweite.

Es gibt noch viel zu entdecken. Wir halten Euch auf dem Laufenden.

Seid herzlich gegrüßt von

Mechthild und Michael

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