Franziska, Felix und Katharina bauen ein Iglu

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“Mama, Papa, es schneit!” Katharina ist völlig aus dem Häuschen. 15 cm Neuschnee haben aus Rheinbach eine winterliche Märchenlandschaft gemacht. Und Katharina weiß auch, was da zu tun ist. “Wir müssen auf den Michelsberg, volle Pulle Schlitten fahren.”

Mechthild und Michael schauen sich verschlafen an. Sie hatten für den Sonntag ihre eigenen Vorstellungen gehabt, eher geruhsame, und wenn schon was volle Pulle, dann volle Pulle ausspannen. Aber Katharina steht mit ihrer Meinung nicht alleine. Felix und Franziska unterstützen sie in seltener Eintracht. Und sie hat noch weitere Argumente in petto: “Carina will bestimmt auch mit, dann sind wir schon vier gegen zwei für rodeln.”

Mechthild und Michael sind zwar noch immer nicht ganz wach, aber eins ist ihnen klar geworden: Hier ist Widerstand zwecklos. Zumal Carina tatsächlich mit will und es sich auf dem Michelsberg, das lässt sich nicht bestreiten, wirklich prima rodeln lässt. Lang und schnell sind die Abfahrten, genau richtig für volle Pulle Schlitten fahren. Katharina und Carina kreischen vor Begeisterung. Geteilter Schlitten ist doppelter Spaß und bestimmt auch doppelte Geschwindigkeit.

Aber Katharina hat noch weitere Ideen.

“Du, Papa, ist das hier so viel Schnee wie in Kanada?”

“Joo, könnte vielleicht sein ...”

“Prima, dann können wir bei uns im Garten ja ein Iglu bauen!”

“Och, lass mal” ...     grummel, grummel

“Doch Papa, das ist ganz einfach. Wir haben das in der Schule gelernt. Ein guter Eskimo schafft das in einer halben Stunde.”

“In Rheinbach in der Schule? Is ja doll.”

“Nee, in Halifax bei Mrs. Johnson und Mrs. Wolfe. Die kennen sich aus.”

“Aha.”

“Und ein richtig großes Iglu bauen wir uns, mit Platz für alle, und da drin machen wir mit den Weihnachtskeksen bei Kerzenschein eine große Einweihungsfeier. Du, ich weiß was: Morgen fangen wir an.”

“Och, lass mal ... Außerdem ist morgen Montag. Lass uns mal bis zum nächsten Wochenende warten”, sagt Michael und glaubt, damit seine Abwehrschlacht gewonnen zu haben. Wann bleibt Schnee in Rheinbach schon eine Woche liegen?

Aber dieser Winter ist besonders. Erst taut es weder montags noch dienstags, dann kommt am Mittwoch und Donnerstag klirrende Kälte und am Freitag schließlich Neuschnee. Als Michael am Samstagmorgen die Zeitung zum Frühstück holen möchte, erwartet ihn Katharina schon hinter ihrer mit Schnee gefüllten Schubkarre vor der Tür. “Mach schnell, Papa, wir müssen bauen. Felix ist schon hinten am Bauplatz.”

Felix am Bauplatz - da ist Eile geboten, wenn man noch die ein oder andere planvolle Idee an den Mann bringen möchte. Und so stecken vier angehende Iglubauer - drei Kinder, denen es schon mächtig in den Fingern juckt, und ein Vater, der noch mit der Müdigkeit kämpft - im verschneiten Garten alsbald die Köpfe zusammen um ihre Pläne zu besprechen.

Michael, der sich heimlich im Internet schlau gemacht hat, erzählt, dass Eskimos ihre Schneesteine aus dem Schnee sägen, sie hier aber den Schnee in Plastikschüsseln zu Ziegeln backen müssten, dass diese Ziegel beim Bau der Kuppel nicht nach innen einstürzen können, weil sie sich ja gegeneinander stabilisieren, und so weiter und so fort. Franziska merkt an, dass sie die Schneesteine backen will, Felix drängt, ob sie jetzt nicht bald mal anfangen könnten, und Katharina weiß, dass ein guter Eskimo schon fast fertig wäre, weil er ja nur eine halbe Stunde braucht, das könnten wir ihr ruhig glauben, weil sie es in der Schule gelernt hat. Bei Mrs. Johnson und Mrs. Wolfe.

Dann geht’s endlich los. Michael schaufelt Schnee von der Straße auf die Auffahrt. Hier werden von Franziska die Schneeziegel gebacken und von Katharina sorgfältig entformt und in den Garten gekarrt, wo sie Felix fachmännisch verbaut.

Mit einem kleinen Tunnel für den Eingang und einer ersten noch senkrechten Reihe Ziegel fangen die Kinder an. Die zweite Reihe Ziegel ist dann schon ein bisschen nach innen geneigt, weil es langsam in die Kuppel hineingeht.

Es wird gebaut, getan und gemacht und dabei - nicht jeder spricht darüber gleichermaßen gerne - so manche lieb gewonnene Theorie beerdigt.

“Papa!”, schallt es plötzlich von Felix, “Deine selbststabilisierenden Ziegel brechen ein!”

“Ach Felix, das kann doch nicht sein.”

“Doch! Tu was! Hol was zum Abstützen!”

Gut dass Franziska den Überblick behält und aus der Garage Schlitten und Paddel als Stützen heranschafft. Damit hält’s. Katharina weiß übrigens auch Hilfreiches beizusteuern:

“Also, einem guten Eskimo wäre das ja nicht passiert. Der müsste jetzt überhaupt gar nix mehr tun, weil er ja schon nach einer halben Stunde fertig wäre.”

Immerhin läuft ab jetzt alles wie am Schnürchen. Franziska und Felix ziehen gemeinsam die Kuppel hoch - da kann nichts mehr einstürzen - und auch das Schließen der Kuppel gelingt ihnen mit Bravour.

Und wie’s dann letztlich geworden ist? Katharinas stramme Zeitvorgabe konnten die Kinder nicht erfüllen, die wurde gleich um ziemlich viele halbe Stunden überzogen. Aber mit den anderen Wünschen hat’s geklappt.

Den Garten ziert jetzt ein schönes großes Iglu, in das alles was reingehört hineinpasst: die drei Erbauer, sogar zwei Schlitten als Bänke und ein großer Teller voller Kekse für die Einweihungsfeier. Die ist übrigens richtig schön und lang geworden, oder um’s mit Katharinas Worten zu sagen: zwei halbe Stunden lang.

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