März 2003

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Es gibt Hochzeiten, die sich unmittelbar als ausgemachte Glücksfälle erweisen. Die von unserem Onkel Matthes und seiner Anna in Altoona (Pennsylvania) ist so eine, bescherte sich doch Franziska und Michael eine gut zweiwöchige Vater-und-Tochter-Tour in den USA.

Ein neugieriger Blick in´s Cockpit - wer weiß wie´s darin aussieht - und Franziska traut sich ganz in´s Flugzeug rein. Die Piloten bringen uns sicher nach Amerika, die Entdeckungsreise kann beginnen.

Die USA begrüßen uns mit der obligatorischen Schlange vor dem Immmigration-Officer am Washingtoner Flughafen sowie nach der ersten Nacht im Hotel mit strahlendem Sonnenschein. Franziska und Michael machen sich auf in´s Zentrum zu den Smithsonian Museums, und zwar schön früh, wie sich das für jet-lag geplagte Touristen gehört. Die Museen (Öffnungszeit 10:00 Uhr) stören sich am jet-lag nicht die Bohne, nach einem prüfenden Blick auf die fest verschlossene Museumstür beginnen wir den Tag - das Capitol im Rücken - malender und vorlesender Weise auf der Mall. Unser gemeinsames Lieblingsbuch (“Onkel Tobi”) empfehlen wir an dieser Stelle übrigens gerne weiter: Schön gemalte Bilder und ein eingängiger Text, den wir natürlich längst auswendig kennen.

Franziska zeigt sich den großstädtischen Entfernungen locker gewachsen (“Du, Papa, wanderst du mit mir noch ein bißchen in Washington?”). Die Museumstour mit Flugzeugen und Raketen, Eskimos, Indianern und Kanus, Dinosauriern, Dampflokomotiven und Eisdielenbesuch steht sie souverän durch. Kein schlechtes Programm für den ersten Tag jenseits des Atlantiks.

In Altoona angekommen, empfängt uns Anna schon auf dem Parkplatz unseres Hotels. Schnell noch zum Kostümverleih, Michaels Smoking abholen - man will seiner Familie schließlich keine Schande machen - zur Gereralprobe in die Kirche - damit morgen alles klappt - und noch einmal ausschlafen, dann kann die Hochzeit beginnen.

Als glühendster Fan des Brautpaares erweist sich unser Neffe Jan, den hält schon bald nichts mehr auf den Bänken. Einen Augenblick andächtiger Stille nutzt er, seinen Eltern zu entwischen und sich bis zum Brautschleier heranzuschleichen. Franziska, groß und vernünftig und deswegen weniger auf´s Anschleichen in der Kirche versessen, findet ihr Betätigungsfeld im Seifenblasen-pusten. Dem Brautpaar bringt das sicher Glück.

Für die Fahrt zu unserem nächsten Ziel - in Cincinnati wollen wir mit der Familie Schneider alte Bekannte aus Rheinbach besuchen - haben wir zwei Tage Zeit. Wir nehmen den Umweg über die Landstraßen durch die Berge West Virginias. Im Blackwater Falls State Park bewundern wir die Wasserfälle und das tief eingeschnittene Tal. Wir stapfen durch den 20cm tiefen Schnee und beobachten auf unserer kleinen Wanderung Rehe und Geier.

Mit den Jungs der Familie Schneider - Tim und Rico - hat Franziska bis sechs Monate zuvor noch in Rheinbach gespielt. Entsprechend groß war die Wiedersehensfreude. Wir besichtigen die City, den Zoo, das Kindermuseum und gehen in´s Omnimax-Kino. Unsere Empfehlung: Das Seeadler-Gehege im Zoo, das darf man nämlich betreten. Einfach durch einen Kettenvorhang durchschleusen, dann steht man auf einem Balkon mitten im Adlergehege, Aug´ in Aug´ mit den Greifvögeln.

Unsere Freunde Inga und Willi Kern kennen wir noch aus Münchner Zeiten. In den letzten Jahren hat der wechselseitige Kontakt ein wenig gelitten, denn es hat Heinzelmanns ins schöne Rheinbach und Kerns ins nicht minder schöne Amerika verschlagen, nach Louisville. Louisville liegt zwei Autostunden hinter (von Rheinbach aus gesehen) Cincinnati. Und so bekamen die Kerns nach sechs Jahren mal wieder Besuch von Heinzelmanns.

Ein volles und sehr schönes Programm sollte uns in Louisville erwarten: An Tag 1 nimmt Michael Franziska und Daniel (der Jeepfahrer) in die Innenstadt mit. Daniel zeigt uns Louisville, den Wolkenkratzer seines Vaters - der “National City Tower”, der dem guten Willi zwar nicht gehört, aber sein Büro beherbergt - und wir besichtigen das Baseball-Museum. Tags drauf packen Kerns alle Mann in ihren Van, wir besichtigen ein ganz besonderes Highlight in Kentucky, bei dem dank des angeschlossenen Geschäfts auch die daheim gebliebene Mechthild voll auf ihre Kosten kommt: die Maker´s Mark Distillery, die älteste Bourbon-Brennerei Amerikas. Am Taylorsville Lake State Park legen wir auf dem Rückweg eine Pause ein. Der ist was für Franziska und Daniel, die den Stellenwert einer Whisky-Brennerei-Besichtigung noch nicht so richtig einschätzen können: Man kann hier nämlich ganz prima und ohne Ende Steine in den See werfen.

Ein letztes Ziel unserer Reise liegt noch vor uns: Amherst in Massachusetts. Michael hat dort vor zwölf Jahren für ein Jährchen studiert und freut sich schon auf das Wiedersehen mit Marion und Al, die ihn damals oft zum Wandern und Kanufahren mitgenommen haben. Der Haken an der Sache: Die USA sind groß, von Louisville nach Amherst muss man fliegen. Zum Glück ist das für Franziska kein Problem (“Fliegen ist prima, am besten der Start, da kitzelt es immer so schön am Po”), die denn auch die Zwischenlandung in Chicago eher als verlockend denn als lästig empfindet.

Eine abwechslungsreiche Zeit erwartet uns in Amherst. An der University of Massachusetts besuchen wir Karl Jakus, Michaels damaligen Professor, der uns zu Franziskas großer Freude weniger durch die werkstofftechnischen Labore der Uni, sondern vor allem durch den Bauernhof der benachbarten landwirtschaftlichen Fakultät führt. Wir besuchen natürlich das Raupe-Nimmersatt-Museum (der Autor, Eric Carle, stammt aus der Amherster Gegend) und kaufen dort fünf T-Shirts - schön gerecht für jeden eins - für zuhause. Und wir besuchen Rob Macks. Der ist ein alter Bekannter von Marion und Al und betreibt in seiner Garage in Deerfield eine Holzboot-Werft. Klar, da musste Michael, der vor zwei Jahren - die treuen Leser unserer Website wissen das - auch ein Holzkanu gebaut hat und darauf noch immer stolz ist wie ein kleiner Junge, unbedingt hin.

Vor allem steht Wandern auf unserer Agenda. Ob durch die Wälder gleich hinter Marion´s und Al´s Haus auf der Suchen nach den Schwarzbären, die sich dort letztes Jahr rumtrieben, auf den Mount Sugarloaf oder rund um Puffer´s Pond zu den Bibern: Franziska wandert gerne; es weiß zwar keiner warum, aber wir sind sehr froh darüber. Da hält sie dann auch so schnell nichts auf, nicht der letzte Schnee und auch nicht die Windpocken, die sie in den letzten Tagen in Amerika noch erwischten.

Die Zeit vergeht schnell. Franziska himmelt Marion und Al an, die wiederum sind ganz hin und weg von Franziskas Freude am Reisen und am Wandern, und Michael freut sich sowieso, weil es ein so schönes Wiedersehen mit Marion und Al ist. Rührend, vermutlich auch mit feuchten Augen, verabschieden wir uns an der Bushaltestelle zum Flughafen. Franziska weiß nicht recht, ob sie mitfliegen will (“O prima, fliegen, aber weg will ich hier nicht.”), kommt dann aber doch mit. Die Heimat hat uns wieder.

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